435
3. Hcrat in Afghanistan.
Herat ist einer der bedeutendsten Wast'enplätze und Handels-
märkte Centralasiens. Diese alte Residenz der Sultane von Cho-
rasan ist eine der wichtigsten Stationen der Handelstraße zwischen
Iran und Hindostan, wo eine friedlich wandernde Handelskara-
wane, wie eine erobernde Armee in einer fruchtgesegneten Land-
schaft Proviant und Ruhe findet. Als ein Hauptglied jener Kette
von Oasenstädten und Wüstenmärkten, welche den Verkehr zwi-
schen Vorder- und Hinterasien vermittelt, zog die Stadt und
Landschaft am Herirud seit einer Reihe von Jahrhunderten die
gierigen Griffe mongolischer, persischer und afghanischer Eroberer
an. Der directe Weg von Herat nach Kabul, der Hauptstadt von
Afghanistan am Kabul, durch die Paropamisus-Pässe und das
Land der wilden Eimak- und Hezarieh-Stämme ist nur für klei-
nere Abtheilungen zugänglich, und der als Schriftsteller, wie als
Heerführer bekannte Sultan Baber, der diesen Weg einmal zu-
rückgelegt, hat uns eine schauerliche Beschreibung von den über-
standenen Mühen und Gefahren hinterlasfen. Die große sogenannte
Königsstraße von Persien über Herat, Kandahar, Ghasna und
Kabul, in einer Längenausdehnung von 85 geographischen Mei-
len, bietet einer Armee nirgends Schwierigkeiten dar. Eine Ka-
rawane legt in gewöhnlichem Marsch die Reise von Herat nach
Kabul in 30 bis 40 Tagen, eine Reitertruppe in elftägigen
Eilmärschen zurück.
Stationen und Wasserstellen finden sich hier überall; mensch- -
siche Wohnungen sind selten, und jene großen Städte, die Resi-
denzen kleiner Fürsten oder Statthalter, liegen in weiten Zwischen-
räumen auseinander und gleichen mit dem blühenden Anbau
ihrer Umgebungen den Oasen der Sahara. Aller Handel, aller
Verkehr hat sich von jeher hier concentriert, und wenn derselbe
auch nicht mehr die Blüte hat, wie vor der Umschiffung des
Caps der guten Hoffnung und selbst noch zur Zeit Abbas des
Großen (um 1600), so ist er doch für den zahlreichen Stand
der wandernden Handelsleute und Karawanenführer noch ge-
winnbringend genug, um allen Gefahren zu trotzen, denen man
dort durch die Nachbarschaft der Naubhorden der verschiedensten
Stämme ausgesetzt ist.
Vor der Entdeckung der Wasserwege und der Weltschifffahrt
galten Kabul und Kandahar bei den Orientalen als die Thore
Indiens, und die Königsstraße als der einzige Thorweg, in de-
ren Besitz sich jeder Eroberer setzen mußte, bevor er an den
28 *
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Ortsnamen: Afghanistan Iran_und_Hindostan Herirud Kabul Afghanistan Kabul Kandahar Ghasna Kabul Herat Kabul Kabul Kandahar Indiens
438
Höhe eines herrlichen Blickes über das weitumherliegende Garten-
und Culturland, welches ihn an die blühendsten Gegenden Ita-
liens erinnerte.
Von den Producten seines Bodens versendet Herat haupt-
sächlich Saffran, a88a foetida, Pistaciennüsse, Mastix, Manna,
einen eigenthümlichen gelben Farbestoff, Ispiruk, und eine
Gummiart, Birzund genannt, besonders aber viel getrocknetes
Obst und Pferde nach Indien. Seide wird in der Nachbarschaft
viel gewonnen, doch nicht hinreichend zur Ausfuhr. Die Eisen-
und Bleigruben könnten reichliche Ausbeute liefern, sind aber
schlecht bewirtschaftet. Nach Fraser sollen hier vortreffliche Schwert-
klingen gearbeitet werden; Timur hatte eine Colonie von Da-
maskus nach Herat versetzt. Conolly rühmt unter den Fabricaten
von Herat die seidenen und wollenen Teppiche, welche zu den
verschiedensten Preisen von 10—1000 Rupien das Stück in
allen Größen und mit den prachtvollsten Farben gefertigt werden.
(1 Rupie — 2 Shillings 4—6 pence englisch oder etwa 25
bis 26 Silbergroschen preußisch; 1 Lack Rupien — 10,000 Pf.
Sterling — 250,000 Franken.) Die kostbarsten Teppiche werden
nur selten bestellt, da der Landtransport noch immer zu unsicher
für solche Waren ist.
Das hohe Plateauland Chorasan mit seinen östlichen Stu-
fenlandschaften galt zu allen Zeiten als das wichtigste Bollwerk
Centralasieus. Wer dort mit Macht regierte, konnte von dieser
Naturfeste herab die Welteroberer - Rolle eines macedonischen
Alexander, eines Dschengis - Chan, oder Timur spielen, konnte
Persien und Afghanistan beherrschen und Hindostan bedrohen.
Noch im vorigen Jahrhunderte ging Schah Nadir, der größte
persische Eroberer seit den Tagen des Cyrus und Terxes, aus
Chorasan hervor. Mit den Kriegern Chorasans vornehmlich hat
dieser „Sohn des Schwertes" — wie er sich selbst nannte —
Türken, Afghanen und Inder geschlagen, die Throne am Indus
und Ganges gestürzt" und den Großmogul in dessen Residenz
Delhi ausgesucht. Nach Reumann.
4. Indien und seine Bevölkerung.
Die vorderindische Halbinsel, auch die Halbinsel diesseit des
Ganges, in England oft nur India oder Bengal genannt, bildet
eine geschlossene Welt für sich. Nach Süden hin mit weit aus-
gedehnten Küstenlinien ins Meer hinausrageud, wird sie im N.-O.
durch den Himalaja, die bedeutendste Erhebung unsers Erdballs
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Personennamen: Fraser Conolly Alexander Alexander Cyrus Reumann
Extrahierte Ortsnamen: Mastix Ispiruk Indien Herat Afghanistan Indien England
399
berüchtigt wegen ihres mörderischen Klimas sind nur Nikomedien
(Jsmid), Ephesus (Ajasolug) und Alexandrette in Syrien. Außer-
dem aber sind fast alle Küsten von Fiebern heimgesucht, nament-
lich Salonichi (Thessalonich in Macedonicn), die asiatischen Ufer
der Dardanellen, Nicäa (Jsnik), Varna, die untern Donaugegen-
den, fast der ganze Nordrand von Kleinasien, vorzüglich Samsun
und Batum; ferner Jerusalem und die Umgegend von Damiette
in Aegypten; auch die Seidendistricte leiden an Fiebern, nament-
lich Amasia, sowie die Gegenden, wo Salz erzeugt wird. Mehrere
der genannten Punkte waren im Alterthum nicht ungesund, und
würden auch mit leichter Mühe wieder zu einem gesunden Wohn-
ort gemacht werden können; man erkennt fast überall die Ursachen
der Fieber und es bedarf nur einer Behörde, welche die Sache
in die Hand nimmt. Die übrigen Länder sind durchgängig ge-
sund, einzelne Gegenden in so hohem Grade, daß sie von Kranken
ausgesucht werden, z. B. Ober-Aegypten, Rhodus. Die Pest ist
seit 1838 ausgerottet, und wenn die Sanitätsbehörde nur einiger-
maßen ihre Schuldigkeit thut, so wird diese Geißel der Mensch-
heit wohl nicht wieder zum Vorschein kommen. Es ist ermittelt,
daß sie ihren Herd in der Umgegend von Damiette hatte.
Die Mannigfaltigkeit und Fülle der Producte des Bodens
ist außerordentlich groß. In den letzten Jahren, namentlich 1847,
hat Europa Gelegenheit gehabt, sich von dem Getreidereichthum
des türkischen Reichs zu überzeugen. Der letzte orientalische Krieg
hat einen weitern auffallenden Beleg dazu geliefert. Die Donau-
fürstenthümer (Moldau und Wallachei) waren seit Julius 1853
bis März 1857 von fremden Truppen besetzt, und die Türkei hat nicht
nur diese ernährt, sondern noch hinlängliche Quantitäten übrig ge-
habt, um die andern Kriegsschauplätze in der Krim, in Armenien
und in Abchasien zu versorgen, sowie einige Tausend Schiffsladungen
von ihrem Ueberfluß zur Versorgung der Hauptstadt und nach
allen Ländern Europas zu senden. Es ist aber wohl wenig be-
kannt, daß alle diese enormen Getreidemassen, welche Europa
von der Türkei bezieht, auf einem Raum wachsen, der sich höch-
stens bis auf 20 Stunden von der Küste erstreckt. Was weiter
hinein im Innern wächst, kann aus Mangel an Communications-
mitteln selten oder nie zur Verschiffung kommen, da der Trans-
port entweder ganz unmöglich ist, oder höher zu stehen kommt,
als das Getreide auf den Märkten Londons. Es gibt einzelne
Gegenden, wo die Landleute fast jedes Jahr den ganzen Rest
der alten Ernte ins Wasser werfen, um Platz für den neuen
Segen der Ernte zu gewinnen. Das alles aber hindert nicht,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Julius
Extrahierte Ortsnamen: Ephesus Syrien Thessalonich Macedonicn Nicäa Varna Donaugegen- Kleinasien Rhodus Europa Moldau Armenien Abchasien Europas Europa Londons
402
thümlichen Construction jede Arbeit zur Umöglichkeit wird, sind
ebenso viele Hindernisse der Cultur, der Industrie und des Wohl-
standes. Eine lobenswertste Eigenschaft aller Bewohner des Reichs
ist dagegen die große Genügsamkeit, ihre physischen Bedürfnisse
sind sehr gering und bald befriedigt; Trunksucht ist ein fast un-
bekanntes Laster, dessen Folgen im dortigen Klima noch viel
schrecklicher sind, als im Norden.
Im Anfang des Jahres 1857 hat die türkische Regierung
ein Colonisationsgesetz erlassen, worin sie jedem neuen Ansiedler
in Rumelien 6 Jahre, in Anatolien 12 Jahre lang Befreiung
von allen persönlichen und Grundlasten verspricht. Dieses wird
aber wohl keinen Erfolg haben, so lange die türkische Gesetzgebung
für Leben und. Eigenthum keine hinlängliche Garantie bietet,
und so lange der Koran auch in bürgerlichen Dingen das höchste
Gesetzbuch bleibt. —
Die Besitzungen der Türkei dehnen sich in den 3 Theilen
des alten Continent über eine Oberfläche von ungefähr 121,000
Quadr.-Meilen aus, d. h. mit Einschluß der zinspflichtigen Pro-
vinzen Moldau, Wallachei, Serbien, Aegypten, Tripolis und Tunis.
Die Zahl der Einwohner, die sich in neuester Zeit eher vermin-
dert, als vermehrt hat, läßt sich schwer mit Genauigkeit bestim-
men. Nach den, wie es scheint, zuverlässigsten Angaben betrug
die Bevölkerung vor dem letzten Kriege im ganzen 35,350,000
(vergl. den Gothaischen Kalender von 1851). Diese Bevölkerung
vertheilt sich folgendermaßen:
1. Europäische Türkei (Rumili) .... 15,500,000
2. Asiatische Türkei (Anntoli).................. 16,050,000
3. Afrika (d. h. Aegypten, Tripolis u. Tunis) 3,800,000
Wenn man die zinspflichtigen Provinzen abzieht, so bleiben
26% Mill. Einw. In der europ. Türkei gibt es neben 11% Mill.
Christen nur 3,800,000 Muselmänner oder Muhamedaner, und
nur etwas über 1 Million eigentliche Osmanen. Kleinasien da-
gegen, mit Ausnahme des Küstensaums ausschließlich von Muha-
medanern bewohnt, galt von jeher als das Bollwerk des Alt-
türkenthums, zählt aber nur 8 Mill. Einw., obgleich es 50 Mill.
leicht ernähren könnte. Die Zahl der Katholiken (d. h. aller,
welche die Autorität des h. Stuhles anerkennen) beträgt im
türkischen Reich fast 1 Million. Die Lateiner oder Katholiken nach
der römischen Kirchenordnung stehen unter einem Patriarchen, der
seit 1847 in Jerusalem wohnt. Dom Herausgeber.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
469
Karawane einer Frau des Paschas von Chartum, welche ihren
Sohn nach Kairo begleitete. Die Dame saß in dem hühnersteigen-
artigen Reisekäfige der orientalischen Frauen und ward durch sei-
dene Vorhänge unseren neugierigen Blicken entzogen. Nachdem
wir einige Zeit mit ihrem Sohne und den ihn begleitenden Of-
ficieren gesprochen hatten, setzten wir unseren Weg weiter fort.
Abu Hammed am Nil, das Ziel unserer Reise, war noch
13—14 Karawanenstunden entfernt und nur zu klar erkannten
wir, daß es uns ohne die empfindlichsten Verluste und die größ-
ten Gefahren unmöglich sei, den Marsch in der Hitze des Tages
und in gleicher Weise fortzusetzen. Wir traten mit unseren Füh-
rern zu einer Berathung zusammen und beschlossen, den Wasser-
vorrath, mit Ausnahme einer geringen Qantität zu unserem drin-
gendsten Bedarf, unter die Nubier zu vertheilen und diese in
Begleitung einiger Führer die ganze Nacht hindurch bis Abu
Hammed ziehen zu lassen, um uns mit dem besten Kamele
frischen Wasservorrath den nächsten Tag entgegen zu senden. Mit
Begierde fiel man über die abscheuliche Jauche her und schlürfte
sie hinunter, dann trennte man sich von uns, die wir gleichfalls
noch bis Mitternacht die Reise fortsetzten, um uns dann erschöpft
auf den Sand Hinzustrecken. Die Kühle der Nacht ließ uns zwar
schlafen, konnte aber die furchtbarsten Träume, die uns quälten,
nicht entfernen. Wir träumten von den heimatlichen wasserreichen
Alpenthälern, schlürften aus krystallhellen Quellen den kühlen
Göttertrank in einem fort, erwachten darüber und fanden unseren
Durst brennender als je. Wir wollten jetzt zum Wasser unsere
Zuflucht nehmen, doch es war nicht möglich, es hinunter zu
würgen, die Natur sträubte sich dagegen, und Erbrechen stellte
sich ein, sobald wir die Schläuche nur ansahen.
So nahete der 21. Februar. Mit Schaudern tranken wir
unseren in dem stinkenden Wasser gekochten Kaffee, der schlim-
mer als die garstigste Arznei schmeckte, dann setzten wir uns mit
Sonnenaufgang zu Pferde und ritten vorwärts. Drei unserer
vorausgegangenen und vor Ermattung in der Nacht gefallenen
Kamele lagen tobt am Wege; die Hitze war wie gestern, doch
für uns noch empfindlicher. Der Durst quälte auf eine furchtbare
Weise, einige der Gefährten wurden unwohl und selbst mich be-
fielen Uebelkeiten. Da, als die Noch aufs höchste gestiegen war,
entdeckte der Schech Hussein am fernen Horizonte der Sandebene
einen schwarzen Punkt, den sein scharfes Auge bald als ein be-
ladenes Kamel erkannte! Das war ein Jubel. Lust und Lebens-
wuth kehrten zurück, wir fühlten uns stark und eilten unserem
i
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
18
welche astronomische Charaktere genannt werden. Die der
zweiten Art heißen künstliche Charaktere oder Epochen. Diese
Epochen sind wieder von zweifacher Art, entweder bürgerliche
oder historische. Unter einer bürgerlichen Epoche versteht
man einen durch irgend ein bedeutsames Ereigniß bezeichneten
Zeitpunkt, von welchem ein Volk seine Jahre zählt. Historische
dagegen werden von den Geschichtschreibern gewählt, um nach
ihnen zu leichterer Uebersicht die Ereignisse zu ordnen. Die Rei-
henfolge der von irgend einer bürgerlichen Epoche gezählten Jahre
nennt man Aera oder Iahrrechnung, auch, wiewohl nicht
ganz passend, Zeitrechnung.
Die Zeitrechnung der Juden. Moses rechnet nach
Geschlechtern; später zählten die Juden nach Regentenjahren. Als
fortlaufende Aera hat man die vom Auszuge aus Aegypten und
vielleicht auch die von der Erbauung des ersten Tempels ge-
braucht. Die jüdischen Chronologen setzen diese Epochen in die
Jahre 2448 und 2928 ihrer Weltära oder in die Jahre 1314
und 834 v. C.; in der That aber fallen sie in die Jahre 1487
und 999 v. C. In der zweiten Periode der jüdischen
Zeitrechnung, welche von der Rückkehr aus der babylonischen
Gefangenschaft bis zur Zerstörung Jerusalems geht, kommen
3 Aeren vor: Die Aera von der Zerstörung des ersten
Tempels, welche in das Jahr 589 v. C. G. fällt; die seleu-
cidische Aera (Minjan schtaroth — Zählung der Contráete),
welche im syrischen Reiche galt, bei den syrischen Christen noch
gilt und vom 1. Oct. 412 v. C. anfängt, als dem Jahre,
worin Seleucus Nicator den Demetrius Poliorcetes bei Gaza
besiegte; die von der Befreiung der Juden vom syri-
schen Joch durch die Makkabäer, deren Epoche der Herbst
des Jahres 143 v. C. G. ist. Seine jetzige Gestalt hat der jü-
dische Kalender dem Rabbi Hillel Hanassi, dem Vorsteher des
großen Synedriums von Palästina, zu verdanken. Als die Zeit
der Reform wird das Jahr 358 n. C. G. genannt. Er führte
die Weltära ein, die mit dem Jahre 3761 v. C. beginnt.
Die Jahrrechnung der alten Aegypter. Die alten
Aegypter rechneten nach Sonnenjahren, von denen jedes nur aus
365 Tagen oder aus 12 Monaten (jeder Monat aus 30 Tagen)
und 5 Ergänzungstagen bestand. Da das Jahr nicht durch Ein-
schaltungen mit dem Laufe der Sonne in Uebereinstimmung er-
halten wurde, so fiel es mit jedem Jahre um beinahe 6 Stun-
den zu klein aus. In Zeit von 4 bürgerlichen Jahren betrug
der Fehler beinahe einen ganzen Tag, und in einem Zeitraum
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
437
Blumengärten, Weinbergen, Kornfeldern und Dorffchasten, einer
grünen Erde voll von Buchen, Quellen und sprudelnden Fon-
tänen bedeckt, deren Wasser nach der Meinung der Morgenländer
an Frische, Kühlung und stärkender Labung alle Wasser Asiens,
mit Ausnahme der Quellen von Kaschmir (dem indischen Para-
diese), übertrifft. Das Klima ist frühlingsartig; nur die Obstarten
der kühlem Zone kommen hier vor. Die Fruchtbäume der Wür-
mern Himmelsstriche, Orangen, Citronen, Zuckerrohr, Palmen,
fehlen. Conolly erzählt von einem seltsamen Brauch der Bewoh-
ner, Obst zu genießen. Statt die Früchte auf dem Markt zu
kaufen, werden sie frisch von den Bäumen gegessen. Zu diesem
Zweck wird jeder Besucher eines Gartens beim Ein- und Aus-
tritt gewogen und muß die Differenz des Gewichtes bezahlen.
Die herrlichen Bauwerke, welche nach der Beschreibung der
orientalischen Schriftsteller einstmals die Königsstadt Herat schmück-
ten, sind theils vom Erdboden verschwunden, theils in Ruinen
zerfallen. Die historischen Katastrophen, die grausigen Verheerun-
gen unter den mongolischen und persischen Eroberern haben die
Stadt zu verschiedenen Zeiten in einen Trümmerhaufen verwan-
delt, aus welchem sie am Ende immer phönixartig wieder er-
standen ist, weil der nie versiegende Segen, welchen die Natur
in die fruchtstrotzende Ebene senkte, neue Bewohner, Pflanzer
und Ackerleute, und die Lage an dem großen Wege der Passage
zwischen Persien und Indien Handelsleute herbeizog. Der Königs-
garten von Herat — Bagh - Schahi — galt einst im Morgen-
land als ein Wunder der Welt. Heute liegt er mit seinen Pa-
lästen in Ruinen, wie die neuern Reisenden übereinstimmend
berichten. Höchst großartig, selbst in ihrem äußersten Verfalle, sind
bei Herat die Ruinen von Mussalah, „dem Orte der Andacht,"
von einem der Timuriden erbaut zur Aufnahme der Reliquien
des Imam Reza, deren Bau aber nicht vollendet wurde, weil
in Folge von Disputationen und Streitigkeiten die Gebeine die-
ses muhamedanischen Heiligen nach Mesched (auch Meschehed
oder Tus genannt), gebracht wurden. Diese Stadt Persiens,
die Grabstätte des Kalifen Harun al Raschid und des Schah
Nadir, ist größtentheils ein Trümmerhaufen. In Mesched fand
Conolly den Baustil nicht so großartig, wie in Herat. Hier schil-
dert er große Säulengänge mit Mosaiken in weißen Quarztafeln
und bunten gebrannten Ziegeln ausgeführt, die beim Eintritt ein
hohes Domgewölbe zieren mit Resten von einer Menge von
Bogen, Säulen und von 20 Minarets umgeben. Das höchste
von diesen mit 140 Stufen bestieg er und genoß von dessen
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
403
4. Konstantin opels Lage und Umgebung.
Konstantinopel heißt bei den Muhamedanern „die wohl-
verwahrte Stadt und das Thor der Glückseligkeit"; die Türken
nennen es gern Islamboi d. h. Hort des wahren Glaubens;
der Name Ltambol (Stambul) ist entstanden aus dem griechi-
schen o (b. i. eg oder eig) täv tvöälv.
Als Kaiser Konstantin seinen Herrscherthron von der Tiber
an den Bosporus verlegte, wurde dies als unmittelbare Ein-
gebung der Gottheit angesehen. Und in der That die Lage von
Konstantinopel ist einzig. Der inselreiche Archipelagus im S. ist
durch die 12 Stunden lange Dardanellenstraße verbunden mit
dem weiten Marmorabecken (der Propontis der Alten), dieses
aber hängt durch den buchtenreichen, rauschenden Bosporus zu-
sammen mit dem Pontus Euxinus; und so bildet Konstantinopel
den Saum zweier Welttheile berührend die Brücke zwischen
Europa und Asien, den Mittelpunkt und Marktplatz für alle
4 Himmelsgegenden. — Konstantinopel ist eine wohlverwahrte
Stadt; Konstantinopel mit seinen Außenwerken, von den südlich-
sten Dardanellenschlössern und kolossalen Feuerschlünden bis zu
den Verwüstung speienden Kanonen am Eingänge aus dem
schwarzen Meere in den Bosporus, ist die großartigste und un-
bezwinglichste Naturfestung, wenn mannhafter Sinn innerhalb
der Schutzwehren und eine wohlbemannte Seemacht außerhalb
Wache hält.
Der eigenthümliche Reiz von Stambul liegt nicht in der
Bauart der Stadt oder in künstlichen Zuthaten, sondern in der
wundervollen Gestaltung der Höhenzüge, welche die Landschaft
zwischen dem Pontus Euxinus und dem Hafen von Konstanti-
nopel füllen. Wenn man aus dem schwarzen Meere beim hohen
Felsenthor in den Bosporus hineinfährt, so erblickt man zuerst
rechts das Serai oder den Palast des Großherrn nebst den
schlanken Spitztürmen der Moscheen Hagia (Aja), Sophia und
Sultan Ahmed; bald zeigt sich links ein Streifen des asiatischen
Scutari und rechts auf der europäischen Seite über steil anstei-
gende Höhen ausgegossen das schimmernde Pera (d. h. jenseits),
eine der 16 Vorstädte von Konstantinopel. Zwischen den Höhen
von Pera, dem Wohnsitz der europäischen Gesandten und vieler
europäischen Kaufleute, und dem eigentlichen Konstantinopel öffnet
sich neben der reißenden Bosporusströmung plötzlich eine tief in
das Land hineindringende tiefe Wasserfläche, umgeben von einem
amphitheatralisch aufsteigenden Häusermeer und bedeckt mit einem
26 *
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Stambul Bosporus Konstantinopel Europa Asien Konstantinopel Konstantinopel Bosporus Stambul Pontus_Euxinus Konstantinopel Konstantinopel
464
ihre Vertraulichkeit mit ihren Herren, dann jenes nützliche Kamel,
welches essen und trinken kann für mehrere Tage, dessen Fuß
ohne Ermüdung sich einsenkt in den beweglichen Sand, und
welches gleichsam ein lebendiges Schiff ist, um das Sandmeer
zu durchfahren.
Alljährlich kommen in Kairo unzählige Karawanen an, welche
hier, wie Flotten, von beiden Seiten der Wüste her landen.
Die einen kommen aus Syrien und Arabien, die andern aus
Afrika und von den Küsten der Berberei. Sie bringen alles,
was dem Lande der Sonne angehört: Gold, Elfenbein, Federn,
unnachahmliche Shawls, wohlriechende Stoffe (parfums), Gummi,
Gewürze aller Art, Kaffee, Taback, Holz und Sclaven. Kairo
(le Caire) wird ein glänzender Stapelplatz der schönsten Pro-
ducte des Erdballs, derjenigen, welche der so mächtige Geist der
Abendländer nie wird nachahmen können (denn die Sonne bringt
sie hervor) und die ihr feiner Geschmack doch auch nicht wird
entbehren wollen. Ist ja der indische Handel der einzige, dessen
Ende die Fortschritte der Völker nie herbeiführen werden.
Nach Ad. Thiers überseht vom Herausgeber.
3. Kairo.
Wie im frühsten Alterthum das berühmte, noch jetzt in sei-
nen Ruinen so prächtige Theben in Ober-Aegypten, dann Mem-
phis m Mittel-Aegypten, darauf Alexandria in Unter-Aegypten
des Landes Hauptstadt war: so ist es jetzt die verhältnißmäßig
neue Stadt Kairo oder Groß-Kairo, eine Schöpfung der rebellischen
(d. h. gegen die Kalifen von Bagdad sich empörenden) Fatimiden,
um 920 nach Christus, also nur 200 Jahre vor München ge-
gründet. Reicht Kairo auch nicht an die Größe und Herrlichkeit
der altägyptischen Hauptstädte, so ist es doch die größte und
volkreichste Stadt von ganz Afrika mit etwa 26,000 Häusern,
aber nur ungefähr 250,000 Menschen. 150 kleinere Bethäuser
und 253 Moscheen, mit einem bis 4 Minarets geschmückt, also
3—400 Moscheentürme, viele bleigedeckt und vergoldet, verkün-
den schon von fern her Kairos Pracht.
Der Morgenländer nennt sie zugleich mit dem Nilufer selbst
Masr, der Europäer Al-Kairo oder eigentlich El Kähira, die
Siegreiche. Der altarabische Name für Aegypten ist Misr, im
Hebräischen der Dual Misraim, d. h. Ober- und Unter-Aegypten.
Die eigentliche Stadt, Groß-Kairo, ist etwa eine Stunde vom
Nil entfernt, an welchem die Vorstadt Alt-Kairo liegt und die
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Kairo Christus
Extrahierte Ortsnamen: Kairo Syrien Afrika Kairo Theben Ober-Aegypten Alexandria Kairo Bagdad Kairo Afrika Dual_Misraim Groß-Kairo
465
Hafenstadt Bulak. Nach maurischer Bauart sind die Straßen der
Stadt, mit wenigen Ausnahmen, sehr enge, 8—10, ja einige
nur 2 Fuß breit, um die Sonnenhitze zu mildern.
Militärisches Hauptquartier und Imperatorsitz der streitenden
Kirche Mohumeds ist freilich Stambul (Konstantinopel) am Bos-
porus ; Mekka ist nur das Heilig-Grab; als geistige Metropole
dagegen und lebenswarmer Sitz, ja gewissermaßen als geheim-
nißvolle Urwerkstätte des islamitischen Grundgedankens gilt für
die Gesammtlande am Mittelmeere anerkannterweise das ägyp-
tische Groß-Kairo, wie es das transoxanische (jenseit des Flusses
Oxus gelegene) Bochara für das weitentlegene Turan ist. Kairo
ist die erste, die größte, die vornehmste Araberstadt des Jahrhun-
derts, und die sittlichen Zustände ihrer Bewohner sind für alles,
was in Arabien und Palestina, in Syrien, in Nord-Afrika und
selbst un größten Theile der osmanischen Türkei zum Koran
schwört, maßgebend und Muster.
Bemerkenswerth sind die innere Behäbigkeit der Wohnhäu-
ser, das kunstvolle Schnitzwerk, das bemalte Fensterglas, der
reiche Bodenteppich (das italienische carpetta, englisch carpet
Fußteppich hat von Kairo den Namen), das Helldunkel, die
Sommerkühle des alos-duftendeu Gemaches, dann das große,
schwarze, mandelförmig geschnittene sanfte Auge der Kairo-Tochter
(Bint Masr), wenn es unter langen, collyriumgefärbten Wim-
pern dem scheuen Fremdling entgegenblitzt. Ob aber die gütige
Natur bei irgend einem Volke klangvolleres Metall in die
Männerbrust gelegt hat, als bei den Söhnen von Nasr, muß
jedermann bezweifeln, der einige Zeit in Kairo lebt und außer-
dem in nächtlicher Stille melodisch über das Häusermeer schallen-
den Gebetruf der Muezzim nur die Stimmen almosenheischender
Volksjungen in der thauigen Morgenstunde hört.
Nach F a l l m e r a y e r.
4. Wanderung durch die nubische Wüste.
Es war am 13. Februar 1836, als wir durch mannigfach
sich krümmende, vielfach verzweigte Sandthäler, Waddis, die öst-
lich vom Nil gelegene Wüste betraten. Gerippe von Kamelen
lagen zu beiden Seiten des Weges und bezeichneten die Spuren
der zahlreichen Karawanen. Strapazen und Wassermangel tödteten
die Thiere und zwar am häufigsten an den Endpunkten der
Karawanenstraßen. Die von uns durchwanderte Gegend war reich
an nackten Sandsteinfelsen, und nach beschwerlichem Marsche schlu-
30
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]