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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 435

1858 - Osnabrück : Rackhorst
435 3. Hcrat in Afghanistan. Herat ist einer der bedeutendsten Wast'enplätze und Handels- märkte Centralasiens. Diese alte Residenz der Sultane von Cho- rasan ist eine der wichtigsten Stationen der Handelstraße zwischen Iran und Hindostan, wo eine friedlich wandernde Handelskara- wane, wie eine erobernde Armee in einer fruchtgesegneten Land- schaft Proviant und Ruhe findet. Als ein Hauptglied jener Kette von Oasenstädten und Wüstenmärkten, welche den Verkehr zwi- schen Vorder- und Hinterasien vermittelt, zog die Stadt und Landschaft am Herirud seit einer Reihe von Jahrhunderten die gierigen Griffe mongolischer, persischer und afghanischer Eroberer an. Der directe Weg von Herat nach Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan am Kabul, durch die Paropamisus-Pässe und das Land der wilden Eimak- und Hezarieh-Stämme ist nur für klei- nere Abtheilungen zugänglich, und der als Schriftsteller, wie als Heerführer bekannte Sultan Baber, der diesen Weg einmal zu- rückgelegt, hat uns eine schauerliche Beschreibung von den über- standenen Mühen und Gefahren hinterlasfen. Die große sogenannte Königsstraße von Persien über Herat, Kandahar, Ghasna und Kabul, in einer Längenausdehnung von 85 geographischen Mei- len, bietet einer Armee nirgends Schwierigkeiten dar. Eine Ka- rawane legt in gewöhnlichem Marsch die Reise von Herat nach Kabul in 30 bis 40 Tagen, eine Reitertruppe in elftägigen Eilmärschen zurück. Stationen und Wasserstellen finden sich hier überall; mensch- - siche Wohnungen sind selten, und jene großen Städte, die Resi- denzen kleiner Fürsten oder Statthalter, liegen in weiten Zwischen- räumen auseinander und gleichen mit dem blühenden Anbau ihrer Umgebungen den Oasen der Sahara. Aller Handel, aller Verkehr hat sich von jeher hier concentriert, und wenn derselbe auch nicht mehr die Blüte hat, wie vor der Umschiffung des Caps der guten Hoffnung und selbst noch zur Zeit Abbas des Großen (um 1600), so ist er doch für den zahlreichen Stand der wandernden Handelsleute und Karawanenführer noch ge- winnbringend genug, um allen Gefahren zu trotzen, denen man dort durch die Nachbarschaft der Naubhorden der verschiedensten Stämme ausgesetzt ist. Vor der Entdeckung der Wasserwege und der Weltschifffahrt galten Kabul und Kandahar bei den Orientalen als die Thore Indiens, und die Königsstraße als der einzige Thorweg, in de- ren Besitz sich jeder Eroberer setzen mußte, bevor er an den 28 *

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 438

1858 - Osnabrück : Rackhorst
438 Höhe eines herrlichen Blickes über das weitumherliegende Garten- und Culturland, welches ihn an die blühendsten Gegenden Ita- liens erinnerte. Von den Producten seines Bodens versendet Herat haupt- sächlich Saffran, a88a foetida, Pistaciennüsse, Mastix, Manna, einen eigenthümlichen gelben Farbestoff, Ispiruk, und eine Gummiart, Birzund genannt, besonders aber viel getrocknetes Obst und Pferde nach Indien. Seide wird in der Nachbarschaft viel gewonnen, doch nicht hinreichend zur Ausfuhr. Die Eisen- und Bleigruben könnten reichliche Ausbeute liefern, sind aber schlecht bewirtschaftet. Nach Fraser sollen hier vortreffliche Schwert- klingen gearbeitet werden; Timur hatte eine Colonie von Da- maskus nach Herat versetzt. Conolly rühmt unter den Fabricaten von Herat die seidenen und wollenen Teppiche, welche zu den verschiedensten Preisen von 10—1000 Rupien das Stück in allen Größen und mit den prachtvollsten Farben gefertigt werden. (1 Rupie — 2 Shillings 4—6 pence englisch oder etwa 25 bis 26 Silbergroschen preußisch; 1 Lack Rupien — 10,000 Pf. Sterling — 250,000 Franken.) Die kostbarsten Teppiche werden nur selten bestellt, da der Landtransport noch immer zu unsicher für solche Waren ist. Das hohe Plateauland Chorasan mit seinen östlichen Stu- fenlandschaften galt zu allen Zeiten als das wichtigste Bollwerk Centralasieus. Wer dort mit Macht regierte, konnte von dieser Naturfeste herab die Welteroberer - Rolle eines macedonischen Alexander, eines Dschengis - Chan, oder Timur spielen, konnte Persien und Afghanistan beherrschen und Hindostan bedrohen. Noch im vorigen Jahrhunderte ging Schah Nadir, der größte persische Eroberer seit den Tagen des Cyrus und Terxes, aus Chorasan hervor. Mit den Kriegern Chorasans vornehmlich hat dieser „Sohn des Schwertes" — wie er sich selbst nannte — Türken, Afghanen und Inder geschlagen, die Throne am Indus und Ganges gestürzt" und den Großmogul in dessen Residenz Delhi ausgesucht. Nach Reumann. 4. Indien und seine Bevölkerung. Die vorderindische Halbinsel, auch die Halbinsel diesseit des Ganges, in England oft nur India oder Bengal genannt, bildet eine geschlossene Welt für sich. Nach Süden hin mit weit aus- gedehnten Küstenlinien ins Meer hinausrageud, wird sie im N.-O. durch den Himalaja, die bedeutendste Erhebung unsers Erdballs

3. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 399

1858 - Osnabrück : Rackhorst
399 berüchtigt wegen ihres mörderischen Klimas sind nur Nikomedien (Jsmid), Ephesus (Ajasolug) und Alexandrette in Syrien. Außer- dem aber sind fast alle Küsten von Fiebern heimgesucht, nament- lich Salonichi (Thessalonich in Macedonicn), die asiatischen Ufer der Dardanellen, Nicäa (Jsnik), Varna, die untern Donaugegen- den, fast der ganze Nordrand von Kleinasien, vorzüglich Samsun und Batum; ferner Jerusalem und die Umgegend von Damiette in Aegypten; auch die Seidendistricte leiden an Fiebern, nament- lich Amasia, sowie die Gegenden, wo Salz erzeugt wird. Mehrere der genannten Punkte waren im Alterthum nicht ungesund, und würden auch mit leichter Mühe wieder zu einem gesunden Wohn- ort gemacht werden können; man erkennt fast überall die Ursachen der Fieber und es bedarf nur einer Behörde, welche die Sache in die Hand nimmt. Die übrigen Länder sind durchgängig ge- sund, einzelne Gegenden in so hohem Grade, daß sie von Kranken ausgesucht werden, z. B. Ober-Aegypten, Rhodus. Die Pest ist seit 1838 ausgerottet, und wenn die Sanitätsbehörde nur einiger- maßen ihre Schuldigkeit thut, so wird diese Geißel der Mensch- heit wohl nicht wieder zum Vorschein kommen. Es ist ermittelt, daß sie ihren Herd in der Umgegend von Damiette hatte. Die Mannigfaltigkeit und Fülle der Producte des Bodens ist außerordentlich groß. In den letzten Jahren, namentlich 1847, hat Europa Gelegenheit gehabt, sich von dem Getreidereichthum des türkischen Reichs zu überzeugen. Der letzte orientalische Krieg hat einen weitern auffallenden Beleg dazu geliefert. Die Donau- fürstenthümer (Moldau und Wallachei) waren seit Julius 1853 bis März 1857 von fremden Truppen besetzt, und die Türkei hat nicht nur diese ernährt, sondern noch hinlängliche Quantitäten übrig ge- habt, um die andern Kriegsschauplätze in der Krim, in Armenien und in Abchasien zu versorgen, sowie einige Tausend Schiffsladungen von ihrem Ueberfluß zur Versorgung der Hauptstadt und nach allen Ländern Europas zu senden. Es ist aber wohl wenig be- kannt, daß alle diese enormen Getreidemassen, welche Europa von der Türkei bezieht, auf einem Raum wachsen, der sich höch- stens bis auf 20 Stunden von der Küste erstreckt. Was weiter hinein im Innern wächst, kann aus Mangel an Communications- mitteln selten oder nie zur Verschiffung kommen, da der Trans- port entweder ganz unmöglich ist, oder höher zu stehen kommt, als das Getreide auf den Märkten Londons. Es gibt einzelne Gegenden, wo die Landleute fast jedes Jahr den ganzen Rest der alten Ernte ins Wasser werfen, um Platz für den neuen Segen der Ernte zu gewinnen. Das alles aber hindert nicht,

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 402

1858 - Osnabrück : Rackhorst
402 thümlichen Construction jede Arbeit zur Umöglichkeit wird, sind ebenso viele Hindernisse der Cultur, der Industrie und des Wohl- standes. Eine lobenswertste Eigenschaft aller Bewohner des Reichs ist dagegen die große Genügsamkeit, ihre physischen Bedürfnisse sind sehr gering und bald befriedigt; Trunksucht ist ein fast un- bekanntes Laster, dessen Folgen im dortigen Klima noch viel schrecklicher sind, als im Norden. Im Anfang des Jahres 1857 hat die türkische Regierung ein Colonisationsgesetz erlassen, worin sie jedem neuen Ansiedler in Rumelien 6 Jahre, in Anatolien 12 Jahre lang Befreiung von allen persönlichen und Grundlasten verspricht. Dieses wird aber wohl keinen Erfolg haben, so lange die türkische Gesetzgebung für Leben und. Eigenthum keine hinlängliche Garantie bietet, und so lange der Koran auch in bürgerlichen Dingen das höchste Gesetzbuch bleibt. — Die Besitzungen der Türkei dehnen sich in den 3 Theilen des alten Continent über eine Oberfläche von ungefähr 121,000 Quadr.-Meilen aus, d. h. mit Einschluß der zinspflichtigen Pro- vinzen Moldau, Wallachei, Serbien, Aegypten, Tripolis und Tunis. Die Zahl der Einwohner, die sich in neuester Zeit eher vermin- dert, als vermehrt hat, läßt sich schwer mit Genauigkeit bestim- men. Nach den, wie es scheint, zuverlässigsten Angaben betrug die Bevölkerung vor dem letzten Kriege im ganzen 35,350,000 (vergl. den Gothaischen Kalender von 1851). Diese Bevölkerung vertheilt sich folgendermaßen: 1. Europäische Türkei (Rumili) .... 15,500,000 2. Asiatische Türkei (Anntoli).................. 16,050,000 3. Afrika (d. h. Aegypten, Tripolis u. Tunis) 3,800,000 Wenn man die zinspflichtigen Provinzen abzieht, so bleiben 26% Mill. Einw. In der europ. Türkei gibt es neben 11% Mill. Christen nur 3,800,000 Muselmänner oder Muhamedaner, und nur etwas über 1 Million eigentliche Osmanen. Kleinasien da- gegen, mit Ausnahme des Küstensaums ausschließlich von Muha- medanern bewohnt, galt von jeher als das Bollwerk des Alt- türkenthums, zählt aber nur 8 Mill. Einw., obgleich es 50 Mill. leicht ernähren könnte. Die Zahl der Katholiken (d. h. aller, welche die Autorität des h. Stuhles anerkennen) beträgt im türkischen Reich fast 1 Million. Die Lateiner oder Katholiken nach der römischen Kirchenordnung stehen unter einem Patriarchen, der seit 1847 in Jerusalem wohnt. Dom Herausgeber.

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 469

1858 - Osnabrück : Rackhorst
469 Karawane einer Frau des Paschas von Chartum, welche ihren Sohn nach Kairo begleitete. Die Dame saß in dem hühnersteigen- artigen Reisekäfige der orientalischen Frauen und ward durch sei- dene Vorhänge unseren neugierigen Blicken entzogen. Nachdem wir einige Zeit mit ihrem Sohne und den ihn begleitenden Of- ficieren gesprochen hatten, setzten wir unseren Weg weiter fort. Abu Hammed am Nil, das Ziel unserer Reise, war noch 13—14 Karawanenstunden entfernt und nur zu klar erkannten wir, daß es uns ohne die empfindlichsten Verluste und die größ- ten Gefahren unmöglich sei, den Marsch in der Hitze des Tages und in gleicher Weise fortzusetzen. Wir traten mit unseren Füh- rern zu einer Berathung zusammen und beschlossen, den Wasser- vorrath, mit Ausnahme einer geringen Qantität zu unserem drin- gendsten Bedarf, unter die Nubier zu vertheilen und diese in Begleitung einiger Führer die ganze Nacht hindurch bis Abu Hammed ziehen zu lassen, um uns mit dem besten Kamele frischen Wasservorrath den nächsten Tag entgegen zu senden. Mit Begierde fiel man über die abscheuliche Jauche her und schlürfte sie hinunter, dann trennte man sich von uns, die wir gleichfalls noch bis Mitternacht die Reise fortsetzten, um uns dann erschöpft auf den Sand Hinzustrecken. Die Kühle der Nacht ließ uns zwar schlafen, konnte aber die furchtbarsten Träume, die uns quälten, nicht entfernen. Wir träumten von den heimatlichen wasserreichen Alpenthälern, schlürften aus krystallhellen Quellen den kühlen Göttertrank in einem fort, erwachten darüber und fanden unseren Durst brennender als je. Wir wollten jetzt zum Wasser unsere Zuflucht nehmen, doch es war nicht möglich, es hinunter zu würgen, die Natur sträubte sich dagegen, und Erbrechen stellte sich ein, sobald wir die Schläuche nur ansahen. So nahete der 21. Februar. Mit Schaudern tranken wir unseren in dem stinkenden Wasser gekochten Kaffee, der schlim- mer als die garstigste Arznei schmeckte, dann setzten wir uns mit Sonnenaufgang zu Pferde und ritten vorwärts. Drei unserer vorausgegangenen und vor Ermattung in der Nacht gefallenen Kamele lagen tobt am Wege; die Hitze war wie gestern, doch für uns noch empfindlicher. Der Durst quälte auf eine furchtbare Weise, einige der Gefährten wurden unwohl und selbst mich be- fielen Uebelkeiten. Da, als die Noch aufs höchste gestiegen war, entdeckte der Schech Hussein am fernen Horizonte der Sandebene einen schwarzen Punkt, den sein scharfes Auge bald als ein be- ladenes Kamel erkannte! Das war ein Jubel. Lust und Lebens- wuth kehrten zurück, wir fühlten uns stark und eilten unserem i

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 18

1858 - Osnabrück : Rackhorst
18 welche astronomische Charaktere genannt werden. Die der zweiten Art heißen künstliche Charaktere oder Epochen. Diese Epochen sind wieder von zweifacher Art, entweder bürgerliche oder historische. Unter einer bürgerlichen Epoche versteht man einen durch irgend ein bedeutsames Ereigniß bezeichneten Zeitpunkt, von welchem ein Volk seine Jahre zählt. Historische dagegen werden von den Geschichtschreibern gewählt, um nach ihnen zu leichterer Uebersicht die Ereignisse zu ordnen. Die Rei- henfolge der von irgend einer bürgerlichen Epoche gezählten Jahre nennt man Aera oder Iahrrechnung, auch, wiewohl nicht ganz passend, Zeitrechnung. Die Zeitrechnung der Juden. Moses rechnet nach Geschlechtern; später zählten die Juden nach Regentenjahren. Als fortlaufende Aera hat man die vom Auszuge aus Aegypten und vielleicht auch die von der Erbauung des ersten Tempels ge- braucht. Die jüdischen Chronologen setzen diese Epochen in die Jahre 2448 und 2928 ihrer Weltära oder in die Jahre 1314 und 834 v. C.; in der That aber fallen sie in die Jahre 1487 und 999 v. C. In der zweiten Periode der jüdischen Zeitrechnung, welche von der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft bis zur Zerstörung Jerusalems geht, kommen 3 Aeren vor: Die Aera von der Zerstörung des ersten Tempels, welche in das Jahr 589 v. C. G. fällt; die seleu- cidische Aera (Minjan schtaroth — Zählung der Contráete), welche im syrischen Reiche galt, bei den syrischen Christen noch gilt und vom 1. Oct. 412 v. C. anfängt, als dem Jahre, worin Seleucus Nicator den Demetrius Poliorcetes bei Gaza besiegte; die von der Befreiung der Juden vom syri- schen Joch durch die Makkabäer, deren Epoche der Herbst des Jahres 143 v. C. G. ist. Seine jetzige Gestalt hat der jü- dische Kalender dem Rabbi Hillel Hanassi, dem Vorsteher des großen Synedriums von Palästina, zu verdanken. Als die Zeit der Reform wird das Jahr 358 n. C. G. genannt. Er führte die Weltära ein, die mit dem Jahre 3761 v. C. beginnt. Die Jahrrechnung der alten Aegypter. Die alten Aegypter rechneten nach Sonnenjahren, von denen jedes nur aus 365 Tagen oder aus 12 Monaten (jeder Monat aus 30 Tagen) und 5 Ergänzungstagen bestand. Da das Jahr nicht durch Ein- schaltungen mit dem Laufe der Sonne in Uebereinstimmung er- halten wurde, so fiel es mit jedem Jahre um beinahe 6 Stun- den zu klein aus. In Zeit von 4 bürgerlichen Jahren betrug der Fehler beinahe einen ganzen Tag, und in einem Zeitraum

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 437

1858 - Osnabrück : Rackhorst
437 Blumengärten, Weinbergen, Kornfeldern und Dorffchasten, einer grünen Erde voll von Buchen, Quellen und sprudelnden Fon- tänen bedeckt, deren Wasser nach der Meinung der Morgenländer an Frische, Kühlung und stärkender Labung alle Wasser Asiens, mit Ausnahme der Quellen von Kaschmir (dem indischen Para- diese), übertrifft. Das Klima ist frühlingsartig; nur die Obstarten der kühlem Zone kommen hier vor. Die Fruchtbäume der Wür- mern Himmelsstriche, Orangen, Citronen, Zuckerrohr, Palmen, fehlen. Conolly erzählt von einem seltsamen Brauch der Bewoh- ner, Obst zu genießen. Statt die Früchte auf dem Markt zu kaufen, werden sie frisch von den Bäumen gegessen. Zu diesem Zweck wird jeder Besucher eines Gartens beim Ein- und Aus- tritt gewogen und muß die Differenz des Gewichtes bezahlen. Die herrlichen Bauwerke, welche nach der Beschreibung der orientalischen Schriftsteller einstmals die Königsstadt Herat schmück- ten, sind theils vom Erdboden verschwunden, theils in Ruinen zerfallen. Die historischen Katastrophen, die grausigen Verheerun- gen unter den mongolischen und persischen Eroberern haben die Stadt zu verschiedenen Zeiten in einen Trümmerhaufen verwan- delt, aus welchem sie am Ende immer phönixartig wieder er- standen ist, weil der nie versiegende Segen, welchen die Natur in die fruchtstrotzende Ebene senkte, neue Bewohner, Pflanzer und Ackerleute, und die Lage an dem großen Wege der Passage zwischen Persien und Indien Handelsleute herbeizog. Der Königs- garten von Herat — Bagh - Schahi — galt einst im Morgen- land als ein Wunder der Welt. Heute liegt er mit seinen Pa- lästen in Ruinen, wie die neuern Reisenden übereinstimmend berichten. Höchst großartig, selbst in ihrem äußersten Verfalle, sind bei Herat die Ruinen von Mussalah, „dem Orte der Andacht," von einem der Timuriden erbaut zur Aufnahme der Reliquien des Imam Reza, deren Bau aber nicht vollendet wurde, weil in Folge von Disputationen und Streitigkeiten die Gebeine die- ses muhamedanischen Heiligen nach Mesched (auch Meschehed oder Tus genannt), gebracht wurden. Diese Stadt Persiens, die Grabstätte des Kalifen Harun al Raschid und des Schah Nadir, ist größtentheils ein Trümmerhaufen. In Mesched fand Conolly den Baustil nicht so großartig, wie in Herat. Hier schil- dert er große Säulengänge mit Mosaiken in weißen Quarztafeln und bunten gebrannten Ziegeln ausgeführt, die beim Eintritt ein hohes Domgewölbe zieren mit Resten von einer Menge von Bogen, Säulen und von 20 Minarets umgeben. Das höchste von diesen mit 140 Stufen bestieg er und genoß von dessen

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 403

1858 - Osnabrück : Rackhorst
403 4. Konstantin opels Lage und Umgebung. Konstantinopel heißt bei den Muhamedanern „die wohl- verwahrte Stadt und das Thor der Glückseligkeit"; die Türken nennen es gern Islamboi d. h. Hort des wahren Glaubens; der Name Ltambol (Stambul) ist entstanden aus dem griechi- schen o (b. i. eg oder eig) täv tvöälv. Als Kaiser Konstantin seinen Herrscherthron von der Tiber an den Bosporus verlegte, wurde dies als unmittelbare Ein- gebung der Gottheit angesehen. Und in der That die Lage von Konstantinopel ist einzig. Der inselreiche Archipelagus im S. ist durch die 12 Stunden lange Dardanellenstraße verbunden mit dem weiten Marmorabecken (der Propontis der Alten), dieses aber hängt durch den buchtenreichen, rauschenden Bosporus zu- sammen mit dem Pontus Euxinus; und so bildet Konstantinopel den Saum zweier Welttheile berührend die Brücke zwischen Europa und Asien, den Mittelpunkt und Marktplatz für alle 4 Himmelsgegenden. — Konstantinopel ist eine wohlverwahrte Stadt; Konstantinopel mit seinen Außenwerken, von den südlich- sten Dardanellenschlössern und kolossalen Feuerschlünden bis zu den Verwüstung speienden Kanonen am Eingänge aus dem schwarzen Meere in den Bosporus, ist die großartigste und un- bezwinglichste Naturfestung, wenn mannhafter Sinn innerhalb der Schutzwehren und eine wohlbemannte Seemacht außerhalb Wache hält. Der eigenthümliche Reiz von Stambul liegt nicht in der Bauart der Stadt oder in künstlichen Zuthaten, sondern in der wundervollen Gestaltung der Höhenzüge, welche die Landschaft zwischen dem Pontus Euxinus und dem Hafen von Konstanti- nopel füllen. Wenn man aus dem schwarzen Meere beim hohen Felsenthor in den Bosporus hineinfährt, so erblickt man zuerst rechts das Serai oder den Palast des Großherrn nebst den schlanken Spitztürmen der Moscheen Hagia (Aja), Sophia und Sultan Ahmed; bald zeigt sich links ein Streifen des asiatischen Scutari und rechts auf der europäischen Seite über steil anstei- gende Höhen ausgegossen das schimmernde Pera (d. h. jenseits), eine der 16 Vorstädte von Konstantinopel. Zwischen den Höhen von Pera, dem Wohnsitz der europäischen Gesandten und vieler europäischen Kaufleute, und dem eigentlichen Konstantinopel öffnet sich neben der reißenden Bosporusströmung plötzlich eine tief in das Land hineindringende tiefe Wasserfläche, umgeben von einem amphitheatralisch aufsteigenden Häusermeer und bedeckt mit einem 26 *

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 464

1858 - Osnabrück : Rackhorst
464 ihre Vertraulichkeit mit ihren Herren, dann jenes nützliche Kamel, welches essen und trinken kann für mehrere Tage, dessen Fuß ohne Ermüdung sich einsenkt in den beweglichen Sand, und welches gleichsam ein lebendiges Schiff ist, um das Sandmeer zu durchfahren. Alljährlich kommen in Kairo unzählige Karawanen an, welche hier, wie Flotten, von beiden Seiten der Wüste her landen. Die einen kommen aus Syrien und Arabien, die andern aus Afrika und von den Küsten der Berberei. Sie bringen alles, was dem Lande der Sonne angehört: Gold, Elfenbein, Federn, unnachahmliche Shawls, wohlriechende Stoffe (parfums), Gummi, Gewürze aller Art, Kaffee, Taback, Holz und Sclaven. Kairo (le Caire) wird ein glänzender Stapelplatz der schönsten Pro- ducte des Erdballs, derjenigen, welche der so mächtige Geist der Abendländer nie wird nachahmen können (denn die Sonne bringt sie hervor) und die ihr feiner Geschmack doch auch nicht wird entbehren wollen. Ist ja der indische Handel der einzige, dessen Ende die Fortschritte der Völker nie herbeiführen werden. Nach Ad. Thiers überseht vom Herausgeber. 3. Kairo. Wie im frühsten Alterthum das berühmte, noch jetzt in sei- nen Ruinen so prächtige Theben in Ober-Aegypten, dann Mem- phis m Mittel-Aegypten, darauf Alexandria in Unter-Aegypten des Landes Hauptstadt war: so ist es jetzt die verhältnißmäßig neue Stadt Kairo oder Groß-Kairo, eine Schöpfung der rebellischen (d. h. gegen die Kalifen von Bagdad sich empörenden) Fatimiden, um 920 nach Christus, also nur 200 Jahre vor München ge- gründet. Reicht Kairo auch nicht an die Größe und Herrlichkeit der altägyptischen Hauptstädte, so ist es doch die größte und volkreichste Stadt von ganz Afrika mit etwa 26,000 Häusern, aber nur ungefähr 250,000 Menschen. 150 kleinere Bethäuser und 253 Moscheen, mit einem bis 4 Minarets geschmückt, also 3—400 Moscheentürme, viele bleigedeckt und vergoldet, verkün- den schon von fern her Kairos Pracht. Der Morgenländer nennt sie zugleich mit dem Nilufer selbst Masr, der Europäer Al-Kairo oder eigentlich El Kähira, die Siegreiche. Der altarabische Name für Aegypten ist Misr, im Hebräischen der Dual Misraim, d. h. Ober- und Unter-Aegypten. Die eigentliche Stadt, Groß-Kairo, ist etwa eine Stunde vom Nil entfernt, an welchem die Vorstadt Alt-Kairo liegt und die

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 465

1858 - Osnabrück : Rackhorst
465 Hafenstadt Bulak. Nach maurischer Bauart sind die Straßen der Stadt, mit wenigen Ausnahmen, sehr enge, 8—10, ja einige nur 2 Fuß breit, um die Sonnenhitze zu mildern. Militärisches Hauptquartier und Imperatorsitz der streitenden Kirche Mohumeds ist freilich Stambul (Konstantinopel) am Bos- porus ; Mekka ist nur das Heilig-Grab; als geistige Metropole dagegen und lebenswarmer Sitz, ja gewissermaßen als geheim- nißvolle Urwerkstätte des islamitischen Grundgedankens gilt für die Gesammtlande am Mittelmeere anerkannterweise das ägyp- tische Groß-Kairo, wie es das transoxanische (jenseit des Flusses Oxus gelegene) Bochara für das weitentlegene Turan ist. Kairo ist die erste, die größte, die vornehmste Araberstadt des Jahrhun- derts, und die sittlichen Zustände ihrer Bewohner sind für alles, was in Arabien und Palestina, in Syrien, in Nord-Afrika und selbst un größten Theile der osmanischen Türkei zum Koran schwört, maßgebend und Muster. Bemerkenswerth sind die innere Behäbigkeit der Wohnhäu- ser, das kunstvolle Schnitzwerk, das bemalte Fensterglas, der reiche Bodenteppich (das italienische carpetta, englisch carpet Fußteppich hat von Kairo den Namen), das Helldunkel, die Sommerkühle des alos-duftendeu Gemaches, dann das große, schwarze, mandelförmig geschnittene sanfte Auge der Kairo-Tochter (Bint Masr), wenn es unter langen, collyriumgefärbten Wim- pern dem scheuen Fremdling entgegenblitzt. Ob aber die gütige Natur bei irgend einem Volke klangvolleres Metall in die Männerbrust gelegt hat, als bei den Söhnen von Nasr, muß jedermann bezweifeln, der einige Zeit in Kairo lebt und außer- dem in nächtlicher Stille melodisch über das Häusermeer schallen- den Gebetruf der Muezzim nur die Stimmen almosenheischender Volksjungen in der thauigen Morgenstunde hört. Nach F a l l m e r a y e r. 4. Wanderung durch die nubische Wüste. Es war am 13. Februar 1836, als wir durch mannigfach sich krümmende, vielfach verzweigte Sandthäler, Waddis, die öst- lich vom Nil gelegene Wüste betraten. Gerippe von Kamelen lagen zu beiden Seiten des Weges und bezeichneten die Spuren der zahlreichen Karawanen. Strapazen und Wassermangel tödteten die Thiere und zwar am häufigsten an den Endpunkten der Karawanenstraßen. Die von uns durchwanderte Gegend war reich an nackten Sandsteinfelsen, und nach beschwerlichem Marsche schlu- 30
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